Primitivo – nicht primitiv

Irgendwie war mir danach, mal wieder ein neues Restaurant kennen zu lernen. Und wie macht man dies. Entweder in den Szenemagazinen schauen, was gerade so trendy ist, im Bekanntenkreis rumfragen oder bei Facebook lesen, wo wer sich zur Zeit rumtreibt. Ich machte dies einmal anders. Durch Zufall fuhr ich über die Mauerstraße und blieb mit den Augen an dem Wort „Primitivo“ hängen. Denn gleich zweimal las ich dies. Neugierig, wie ich nun einmal bin (und als Journalistin schließlich auch sein muss!), schaute ich dann im Netz was sich dahinter verbirgt. Und als Journalistin alter Schule nahm ich per Telefon Kontakt auf, um zu hören, was im Primitivo so getrieben wird.

Mit Vito, dem Patrone, sprach ich, als würden wir uns schon Jahre kennen. Er erzählte, wie er dazu gekommen war, das Restaurant zu eröffnen obwohl er eigentlich ein Bauunternehmen betreibt, was für ihn ein gutes Essen ist, wie er die Preisgestaltung betreibt – und schon hatte ich für ein paar Tage später einen Tisch dort reserviert. Und genau, wie Vito mir erzählte, war es auch. Das Primitivo ist das Lokal für die Pempelforter und deren Freunde. Man trifft sich, man plaudert, man isst und trinkt zusammen. Kaum saßen wir, kamen wir auch schon mit einer Frau vom Nachbartisch ins Gespräch. Sie kannte Vito sehr gut, denn sie und ihr Mann sind Stammgast hier.

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Wir bestellten Vitello Tonnato und rohen Thunfisch, dann Tagliatelle mit Trüffel (die doppelte Menge Trüffel als sonst üblich) und Spaghetti mit Salsiccia. Dazu natürlich einen Primitivo. Herrliches Brot und Olivenöl zum Tunken wurde vorab serviert.  Alles mundete wunderbar. Und dann kam auch Vito zu uns an den Tisch. Er probierte mit uns einen Wein, den sein Vater selber keltert (stolze 17 %, leicht süß) und brachte noch ein weiteres Olivenöl mit, auch aus seiner Heimat Apulien, auch von seiner Familie produziert, kalt-gepresst. Aber noch richtig kalt-gepresst. Und da kommt er in Fahrt, bei dem Thema, was heute alles kalt-gepresst sein soll.

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Sein Gemüse bekommt Vito vom Markt, der zweimal in der Woche gegenüber stattfindet, sein Fleisch ist vom Niederrhein – und nicht aus Südamerika mit 12.000 Kilometer auf dem Buckel. Fisch bezieht er aus den Pariser Markthallen und der Lachs ist darum so frisch, dass er „noch krummm ist, wenn er in der Küche ankommt“. Seine Karte wechselt manchmal täglich, wie es das Gemüse und die anderen Leckereien gerade so hergeben. „Wir haben keine Vorbereitungsküche, alles ist frisch.“ Und seinen Koch, den kennen die Düsseldorfer schon aus anderen Restaurants: Jürgen Fehrenbach. Die Innengestaltung des Primitivo hat Vito selbst übernommen, nicht nur gedanklich, er baute auch das Weinregal, verlegte den Mosaikfußboden, die Lampen schweißte er selber.

Übrigens, hinter dem zweiten Schild mit dem Namen Primitivo versteckt sich eine coole Weinbar, die mittwochs bis samstags geöffnet ist. Unbedingt reservieren: Primitivo, Mauerstraße 7, 0211 91185655.

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